Berts Reise – Teil 4
Wie es unserem Bert wohl in der Zwischenzeit ergangen ist? Er hat ja doch schon sehr viel erlebt auf seiner Deutschlandreise …
Im ICE auf der Rückreise von Lübeck (wir berichteten) wurde Bert Zeuge einer Verschwörung: Da behauptete doch glatt jemand, Bielefeld existiere gar nicht! Davon wollte sich Bert selbst ein Bild machen … und stieg in den Zug nach Nordost-Westfalen.
Auf den ersten Blick sah alles normal aus … Bert wanderte hoch zur Sparrenburg, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Auch beim anschließenden Spaziergang durch die Stadt sah er historische und moderne Gebäude, lernte sehr viele nette und herzliche Menschen kennen und war bald überzeugt, dass er wohl einem Scherz aufgesessen war!
Er nahm sich fest vor, beim nächsten Mal nicht mehr so leichtgläubig zu sein – und fuhr weiter nach Ulm!
Dort wurde ihm gleich ein wenig schwindelig beim Anblick des riesengroßen Münsters! Dennoch konnte er es nicht lassen, auf den höchsten Kirchturm der Welt zu steigen! Was für ein Ausblick! Ganz oben lernte er einen Spatz kennen, der ihm stolz erzählte, dass seine Familie eine wichtige Rolle beim Bau des berühmten Münsters gespielt hatte. Ja, ohne die Hilfe seines Urahns hätten es die Ulmer nie geschafft, die für den Bau benötigten großen Holzbalken durch das Stadttor zu fahren!
Beeindruckt setzte Bert seinen Weg fort und schlenderte im Anschluss durch das Fischerviertel bis zum Rathaus. Dort nahm er Abschied von den Schwaben: Vom südlichsten Bundesland zog es ihn wieder hinauf in den hohen Norden, nach Oldenburg!
Dort stellte er als Erstes fest: Hier fährt man Fahrrad! Egal ob Jung oder Alt, Klein oder Groß, alle treten in die Pedale. Und so lieh sich auch Bert einen Drahtesel aus und sauste mit Karacho vom Schloss durch die Innenstadt bis zur Hafenpromenade. Hier, im Trubel eines der umschlagstärksten Binnenhäfen Niedersachsens, fühlte Bert sich wohl: Er begegnete vielen jungen Menschen, die Spaß am Leben hatten und ihn sofort herzlich willkommen hießen. In Nullkommanix hatte er Freunde gefunden und verbrachte einen sehr geselligen Abend!
Am nächsten Tag bummelte er durch die belebte Fußgängerzone – übrigens eine der ältesten in Deutschland, die bereits 1967 angelegt wurde. Hier gab es neben den vielen schönen klassizistischen Gebäuden jede Menge Geschäfte, Restaurants und Kneipen. Über 500 Gaststätten soll es in Oldenburg geben! Das klingt sogar für Bert, der ja das ganze Jahr in Sachen Gastronomie unterwegs ist, rekordverdächtig! Und so testete Bert noch ein paar Tage lang die ein oder andere Location, bevor ihn die Reiselust weiter trieb: Sein neues Ziel war Frankfurt!
Da Bert gehört hatte, dass sich hier der größte deutsche Flughafen befindet, nutzte er die Gelegenheit zur Anreise mit dem Flugzeug! Das war ein Erlebnis! Ganz gespannt beobachtete der kleine Bert das große Gewusel um ihn herum, die vielen hektischen Menschen mit ihren großen Koffern, die aufgeregt hin und her rannten. Welch ein Glück, dass er selbst keinen Termindruck hatte.
Er machte sich auf den Weg in die Frankfurter Innenstadt, wo er sich erst einmal in Ruhe mit einem hessischen Zwiebelkuchen und einem „Bembel Äppelwoi“ stärkte. Danach erkundete er die geschäftige Altstadt, wo er immer wieder historische Sehenswürdigkeiten entdeckte. Der Kaiserdom, der Römer – und natürlich die „Wiege der deutschen Demokratie“: die Paulskirche. Besonders angetan hatte es ihm das Goethe-Geburtshaus, bei dessen Besuch er eine Art Seelenverwandtschaft entdeckte … Ja, er hatte schon Recht, der große Dichterfürst: „In einer Stadt wie Frankfurt befindet man sich in einer wunderlichen Lage; immer sich kreuzende Fremde deuten nach allen Weltgegenden hin und erwecken Reiselust.“
So erging es auch unserem Bert, den es bald wieder weiterzog. Bevor er sich jedoch auf den Weg ins Ruhrgebiet begab, wollte er unbedingt noch ein Selfie vor der imposantesten Skyline Deutschlands machen.
Dann nahm er sich ein Beispiel an seinem Seelenverwandten, dem Geheimrat, der gesagt hatte: Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“, und stieg in den Zug nach Dortmund.
Hier zog es ihn als Fußballfan natürlich zuerst zum Stadion, denn der BVB hatte ihn in vielen Spielen schon begeistert! Bert ließ es sich nicht nehmen, die Borussia an ihrem Heimspieltag lautstark anzufeuern. Noch im Siegestaumel zog es ihn ins Brauereimuseum, wo er sich eingehend mit der langen und erfolgreichen Brautradition der größten Stadt Westfalens und des Ruhrgebietes beschäftigte. Im Anschluss suchte er im Westfalenpark etwas Entspannung. Unglaublich, wie grün diese Stadt ist! Das Vorurteil vom „grauen Ruhrgebiet“ lässt sich hier locker wiederlegen: Nahezu die halbe Stadt besteht aus Parkanlagen, Wäldern, Feldern und Wiesen. Selbst im Stadtkern finden sich noch grüne Oasen. Das gefiel Bert!
Dennoch ging auch sein Aufenthalt hier bald wieder zu Ende: Leipzig wartete auf seinen Besuch!
Hier – wo Luther disputierte, Bach komponierte, Goethe studierte und Napoleon kapitulierte – wollte auch Bert neue Eindrücke gewinnen. Zuallererst fiel ihm ein großes, graues Ungetüm ins Auge: Das Völkerschlachtdenkmal machte ihn sehr nachdenklich. Er stieg die 362 Stufen durch den sehr engen Aufgang hinauf und genoss den phänomenalen Panoramablick auf Leipzig und die Umgebung. In Gedenken an seine Wahlverwandtschaft mit Goethe dachte er: „Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ Zurück in der Innenstadt bestätigte sich dieser Eindruck: Das kulturelle Angebot hier war riesengroß! Nach einem grandiosen Konzert im Gewandhaus genoss er in Auerbachs Keller ein Leipziger Allerlei und diskutierte mit den anwesenden Studenten darüber, ob Gottfried Wilhelm Leibniz, einer der klügsten Söhne der Stadt, als Universalgenie auch den Keks erfunden hatte …?
Zur Erbauung unternahm Bert am nächsten Tag einen Ausflug ins Leipziger Umland – und war überrascht! Das Leipziger Neuseenland bot Natur pur in unmittelbarer Nähe: Traumhaft schöne Seen, viele Rad- und Wanderwege und unzählige weitere Freizeitattraktionen ließen sein Herz höher schlagen. Hier kann man es aushalten!
Doch auch der schönste Aufenthalt geht einmal zu Ende, und so machte sich Bert schließlich auf zur nächsten Station seiner Reise: nach Trier!
Dort angekommen, wurde Bert ganz ehrfürchtig: So viel Geschichte, soooo viele alte Gebäude! Kein Wunder, sagt man doch, dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist!
In der Konstantinbasilika bewunderte er die Größe und Macht der römischen Architektur: „Der größte Einzelraum, der aus der Antike überlebt hat“ ist so groß, dass ein Orgelton erst nach 7 Sekunden zurückhallt!
Gleich neben der Basilika glänzt das Kurfürstliche Palais aus dem 17. Jahrhundert in voller Rokoko-Pracht! Toll, wie man hier einfach so zwischen den Jahrhunderten spazieren gehen kann!
Schon die alten Römer genossen das angenehme Klima an der Mosel und ließen es sich hier gut gehen. Diesem Beispiel wollte Bert gerne folgen: Im „Kartoffel-Restaurant Kiste“, im Herzen der Stadt Trier gönnte er sich eine gute Portion „Teerdisch“, ein Gericht aus Sauerkraut und Kartoffelpüree, dessen Name sogar aus dem Lateinischen kommt (von lat. „Tyrium“ = „Stoff“). Dazu ein Krug mit „Viez“-Apfelwein – Bert war zufrieden und stimmte im Stillen dem alten Philosophen Seneca zu, der gesagt hatte: „Bene est homini, si palato bene est!“ (Dem Menschen ist wohl, wenn seinem Gaumen wohl ist!)
Wie es Bert wohl weiterhin ergeht? Fortsetzung folgt!